Ich erkunde meine Umgebung, wie ein Roomba-Staubsauger es tun würde.
Es ist die gleiche chaotische Methodik: ich laufe in eine Richtung, bis ich auf eine Barriere stoße (ein Wald, eine Sackgasse, eine Autobahn, eine Wand, etc.), drehe mich etwas um die eigene Achse und gehe weiter. D rollt zwar hin und wieder mit den Augen (liebevoll und so), wenn wir auf einem unserer Spaziergänge feststellen, dass wir überraschenderweise im Kreis gelaufen sind, aber *something something* Lernerfahrung.
Vor ein paar Tagen fand ich auf einem solchen mäandernden Streifzug eine etwas abgelegene Stelle zwischen Mürwik und Sandwig.
Das Wetter war nice, ich wollte mich bewegen, auch wenn ich erkältet war und mein Kopf nur auf gut 50% Leistung lief, und ich hatte schon einige Kilometer hinter mir. Ich hatte keine Termine, keinen Zeitdruck und keine Verpflichtungen; ich war nur etwas traurig, dass ich wegen der Erkältung das Barcamp im Technologiezentrum ausfallen lassen musste. Ich setzte mich also auf die Steine, meine Füße im salzigen Wasser, die Sonne auf meinem beeindruckend vollen Haupthaar, Kollund Østerskov in der Ferne, um mich herum nur Wald und Wasser und Stille, und ich tat … nichts. Ich war einfach nur ich in der als Teil der Natur. Und es war genug, großartig.
Nach ein paar Minuten tauchte dann plötzlich ein Gedanke auf, geboren aus tiefer Zufriedenheit mit diesem Augenblick: “Wenn ich jetzt der letzte Mensch auf der Erde wäre — das wäre auch okay, kein Stress deswegen." Genau da, an diesem Platz, in diesem Moment war einfach alles. total. in Balance. Ich fühlte einen absoluten, erhebenden Gleichmut.
Gut, okay. Mir ist klar, dass das alles total nach woo woo und performativem Zen-Bullshit klingt, und ich würde vermutlich auch abwinken, wenn mir jemand so etwas erzählt. Aber hier ist ein Geheimnis: so einen Platz hatte ich auch in München nie. Fantastische Momente mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit — klar, viele. Und ich 💛 München, immer noch. Aber ein Fleckchen Erde, welches solch intensiven Gefühle auslöst, das gab es nie dort, wo ich wohnte, auch nicht in Minga. Nichtsdestotrotz: schön war es in Bayern. Nur meine happy places, die lagen bisher immer in der Ferne.
Bisher!
Und ja, es ist mir klar, dass im Moment die Sonne scheint und alles super ist, und irgendwann wahrscheinlich wieder Sturm und Regen und Schnee kommen und die Möwen uns das Leben zur Hölle machen werden und wir Ärger mit dem Vermieter haben usw. usf. Das weiss ich alles. Nur: derzeit ist es 💯, und ich hoffe, das bleibt auch noch eine Weile so.
Auch wenn es hart nach woo woo klinkt. ¯\_(ツ)_/¯
Dieser Post ist Teil meines “Fresh in Flensburg”-Newsletters. Ab Mitte April 2022 schreibe ich für knapp 6 Monate jede Woche eine Mail mit Eindrücken, Erlebnissen und vielleicht auch Fotos zu und aus “meiner” neuen Stadt. Ausgabe #25 wird das Staffelfinale.
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