Neues aus der Zukunft #40: Die mit Herpes, Hirn-zu-Nexus und teilenden Robotern

Donnerstagmorgen sind dafür da, um einen Hark-Roboter zu konzipieren, der rund um die Uhr das Laub zusammenrecht, das aus unerfindlichen Gründen immer noch aus dem schon komplett kahlen Apfelbaum im Garten fällt. I don’t get it…

Ich danke denen von Euch, die mir ihre Marketing-Ideen zugesandt haben, worum ich in der letzten Ausgabe gebeten hatte. Rock on! Da waren ein paar gute Ideen dabei. Und auch wenn ich die aufgrund etwas höherem Arbeitsaufkommens noch nicht umgesetzt habe, so waren sie doch schon 10⨉ besser als das, was mir eingefallen ist. Danke! :)

Bis zur nächsten Ausgabe,

Carlo.


Roboter bringen sich gegenseitig neue Tricks bei

Baxter setzt Tassen ab. Quelle: Youtube, h2r Lab.

Artikel im MIT Technology Review «gtü» — Forscher weltweit arbeiten an Systemen, die Robotern erlauben, erlerntes Wissen untereinander auszutauschen. Ein solches System ist RoboBrain.

Vor Kurzem hat ein Roboter (Name/Typ: Baxter) via Robobrain die Daten eines komplett anderen Roboters (Name/Typ: PR2) genutzt, um zu verstehen, wie man Tassen auf andere Objekte stellt. Das klingt in erster Linie nach einer sinnlosen Aufgabe, ist aber durchaus komplex, schliesslich musste PR2 von seinem menschlichen Trainer erst diverse Konzepte erlernen, um zum Ziel zu kommen: welches dieser Objekte ist eine Tasse, wohin soll die eigentlich, und warum fällt sie dauernd wieder von diesem anderen Ding herunter — und was ist das Ding überhaupt? Und so weiter.

Baxter übernahm dann schliesslich all dieses erlernte Wissen, und setzte es für sich selbst um, was bemerkenswert ist, schliesslich sind die zwei Maschinen durchaus unterschiedlich aufgebaut, simple Instruktionen können also nicht 1:1 übernommen werden.

Researchers at Cornell University previously devised an online game, called TellMeDave, through which volunteers can help train a robot to perform a task and associate different actions with commands given in everyday language. By guiding the robot through a task, a volunteer trains a machine-learning algorithm so the robot can perform the task again. And this learned behavior is stored in a central repository called RoboBrain that’s accessible by other robots […]

Some time ago, through this platform, a type of research robot called PR2 had been taught to perform a number of a simple demonstration tasks, including picking up several mugs from a table and placing them on top of upturned bowls. Several hundred miles away, in a lab at Brown University, a different type of robot, called Baxter, has taken what PR2 had learned and used it to figure out how to perform the same task in a different setting.

The work is part of an effort to figure out how robots might share information in useful ways. That could reduce the need for meticulous reprogramming, and it could allow robots to adapt to quickly when faced with a new task or an unfamiliar setting.

Das ist natürlich nur ein kleiner Schritt, aber trotzdem bedeutend für die Robotik, und kein Endziel in sich. Wissen weiterzugeben ist schliesslich eine wichtige Fähigkeit. Eltern lehren ihre Kinder, z.B. wie man mit Messer und Gabel isst, wie man sein Zimmer aufräumt, dass Giesskanne und Steckdose nicht zusammengehören oder dass ein Feuerzeug ziemlich ungeeignet für die Haarpflege ist. Dadurch muss der Nachwuchs nicht alles Wissen selbständig erlangen, es wird ihm zugetragen, was seine Entwicklung beschleunigt. Das ist in der Robotik nicht so viel anders.

Ich denke trotzdem, dass noch ein paar Jahre ins Land gehen werden, bis Robobrain eine eine eigene Kategorie für Erlerntes vom Typ “KILL HUMANS” hat. Hahaha. (Gott, Killer-Roboter-Witze sind so doof.)


ALS-Patientin erhält Hirn-zu-Tablet-Interface

Artikel beim Singularity HUB «gtü» — Forscher an der Stanford University (USA) haben in Versuchen mit ALS-Patienten 1 ein Hirn/Tablet-Interface entwickelt, das es einer vollständig gelähmten Locked-in-Patientin erlaubt, per sog. “Neuroprothese” ein Android-Tablet zu bedienen. Sie steuert das Tablet mit ihren Gedanken.

Two years ago, patient T6 volunteered for the BrainGate clinical trials and had a 100-channel electrode array implanted into the left side of her brain in regions responsible for movement.

At the time, the Stanford subdivision was working on a prototype prosthetic device to help paralyzed patients type out words on a custom-designed keyboard by simply thinking about the words they want to spell.

The prototype worked like this: the implanted electrodes recorded her brain activity as she looked to a target letter on the screen, passed it on to the neuroprosthesis, which then interpreted the signals and translated them into continuous control of cursor movements and clicks. […]

The team’s breakthrough moment came when they realized their point-and-click cursor system was similar to finger tapping on a touchscreen, something most of us do everyday. […]

“Basically the tablet recognized the prosthetic as a wireless Bluetooth mouse,” explained [Dr. Paul Nuyujukian, a neuroengineer and physician from Stanford University]. “We pointed her to a web browser app and told her to have fun.”


Herpesvirus gegen Hautkrebs erhält Marktzulassung

Killer-T-Zelle (orange) attackiert Krebszelle. Quelle: Dr. Andrejs Liepins/SPL

Artikel in Nature «gtü» — Die US-Regierungsbehörde FDA 2 hat einer viralen Therapie gegen Melanoma die Zulassung erteilt. Ein genetisch verändertes Herpesvirus darf jetzt von Kliniken bei der Behandlung von bestimmten Arten von Hautkrebs eingesetzt werden. Das Virus infiziert die Tumorzellen, was das Immunsystem veranlasst, diese Zellen zu bekämpfen.

An engineered herpesvirus that provokes an immune response against cancer has become the first treatment of its kind to be approved for use in the United States, paving the way for a long-awaited class of therapies. On 27 October, the US Food and Drug Administration (FDA) approved a genetically engineered virus called talimogene laherparepvec (T-VEC) to treat advanced melanoma. Four days earlier, advisers to the European Medicines Agency had endorsed the drug.

With dozens of ongoing clinical trials of similar ‘oncolytic’ viruses, researchers hope that the approval will generate the enthusiasm and cash needed to spur further development of the approach. “The era of the oncolytic virus is probably here,” says Stephen Russell, a cancer researcher and haematologist at the Mayo Clinic in Rochester, Minnesota. “I expect to see a great deal happening over the next few years.”

Einen interessanten Artikel zur Meldung gibts auch bei WIRED: “The FDA Just Approved One Cancer-Killing Virus. Expect More” «gtü». Und ich denke, WIRED hat vollkommen recht, wenn sie die Therapie oberflächlich betrachtet als wenig aufregend bezeichnen, denn die Behandlung ist teuer (~$65.000) und gibt dem Patienten durchschnittlich “nur” ein paar Monate mehr. Aber das “wie” ist durchaus entscheidend: hier geht es um ein gentechnisch verändertes Virus, das das menschliche Immunsystem auf Trab bringt.

Jede Wette, es wird nicht das Letzte sein.


Zu guter Letzt…

Wenn ich die neue NadZ-Ausgabe zusammenstelle, sehe ich oft Stories, die ich interessant finde, zu denen ich aber nichts schreiben möchte. Solche Kurzlinks poste ich täglich auf Twitter (@municode#nadz) und gleichzeitig natürlich auch auf Facebook. Für die tägliche Portion NadZ schaut halt auch zwischen den Ausgaben hin und wieder mal dort vorbei! :)

Hier sind diese gesammelten Links seit der letzten Ausgabe.


Gene patents probably dead worldwide following Australian court decision (Ars Technica) «gtü»

Das wird vermutlich (gute) Auswirkungen weltweit haben: ein australisches Gericht hat entschieden, dass in der Natur vorkommende Gene nicht patentierbar sind.


What is the point of work? Technology is making this question ever more urgent (The Guardian) «gtü»

Ich finds bemerkenswert, wie oft und vor allen Dingen wo ich derlei Artikel jetzt überall sehe. Das Thema erreicht endlich die breitere Öffentlichkeit.


Continental macht Straßenlampen intelligent (Continental Pressemitteilung)

Evtl. können wir so der Lichtverschmutzung etwas mehr Herr werden…


Elizabeth Parrish, CEO of BioViva, Claims to Undergo Anti-Aging Therapy (MIT Technology Review) «gtü»

Die BioViva-CEO Elizabeth Parish hat den Selbstversuch begonnen: in Kolumbien hat sie sich nach eigenen Angaben eine Gentherapie verabreichen lassen, die dem Altern entgegenwirken soll — in dem sie altersbedingten Muskelschwund und Zellermüdung abbremst. Die Therapie war in Tierversuchen sehr erfolgreich, aber eine klinische Zulassung für Tests an Freiwilligen würde Jahre dauern (wenn sie denn überhaupt erteilt wird).

Hut ab. Diskussion dazu unter unserem FB-Post zum Thema.


This Is What the Future of Prosthetics Looks Like — and It’s Gorgeous (Style.Mic) «gtü»

Coole Projekte: Mode für Prothesen!


The coming era of unlimited — and free — clean energy (The Washington Post) «gtü»

Saubere, erneuerbare Energie ist weltweit stark auf dem Vormarsch, und wird immer günstiger. Welche positiven Auswirkungen für die Welt es haben könnte, wenn Energie praktisch umsonst im Überfluss vorhanden ist, beleuchtet Vivek Wadhwa vom Rock Center for Corporate Governance, Stanford University. (Ein Beispiel: wenn der Strom für Entsalzungsanlagen kaum noch etwas kostet, ist die Trinkwassergewinnung aus Meereswasser plötzlich saugünstig. Hmm!) Sehr interessant.


Tesla Model S version 7 Autopilot Speeding Ticket Auto Steering Demo on Streets, Highway, Traffic (Youtube: DragTimes)

Das neue Beta-Software-Update fürs Tesla Model S bringt den optionalen Autopilot-Modus: das Auto kann komplett übernehmen — es hält die Spur, überholt auf Wunsch, beschleunigt und bremst ohne weiteres Zutun.

(Video, 16 min, Englisch, aber auch ohne Sprachkenntnisse saucool.) Diskussion dazu unter unserem FB-Post zum Thema.


A Genomics Revolution: Evolution by Natural Selection to Evolution by Intelligent Direction (Singularity HUB) «gtü»

Peter Diamandis zum wachsenden Tempo in der Genforschung: “companies like United Therapeutics and Synthetic Genomics are working on being able to regrow you a set of lungs this decade.


Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen (Stephan Noller)

Die halbe Republik schaut stur in die Vergangenheit, und das macht mich ziemlich traurig. Die Deutschen mögen keine Veränderung—das ist erst mal alles furchtbar und/oder schlecht. Kindern den digitalen Teil unserer Welt vorzuenthalten ist mittlerweile so, als würde man ihnen das Riechen oder Reden nur zu bestimmten Uhrzeiten gestatten.

DDR: Deutscher Digitaler Rückstand. Diskussion dazu unter unserem FB-Post zum Thema.


Scientists can float objects and create holograms with sound (Fusion) «gtü»

Hologramme aus Schall! Putzige Videos.


Swiss TV Station Replaces Cameras with iPhones and Selfie Sticks (PetaPixel) «gtü»

Einige TV-Stationen sparen sich mittlerweile große Kameras etc, und filmen nur noch mit iPhones. Winzig klein, passen in die Hosentasche, liefern teilweise großartige Qualität, und kosten weniger als die großen Geräte. Die Crews werden damit mobiler und sind schneller am Ball.

Future tech!

(Auf unserer NadZ-Facebook-Seite wurde die Meldung übrigens etwas kritisch aufgenommen, schliesslich ersetzen die iPhones Arbeitsplätze. Was meint Ihr dazu?)


Indien setzt sich erstmals feste Klimaziele (Deutsche Welle)

Als letzte große Klimasünderin will nun auch die Regierung in Delhi den Ausstoß von CO2 deutlich reduzieren. Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 33 bis 35 Prozent im Vergleich zu 2005 verringert werden, heißt es in einem Dokument, das […] auf der Webseite der Vereinten Nationen veröffentlicht wurde.

Das sind doch mal gute Nachrichten!


Liegt die Zukunft der Zivilisation in schwimmenden Häusern? (ARTE FutureMag)

Ich mochte diese sehr interessante, kurze Doku bei ARTE. Das Video kann noch online angeschaut werden. Diskussion dazu unter unserem FB-Post zum Thema.

In den Niederlanden sind es die Menschen seit jeher gewohnt, mit dem Wasser zu leben, doch heute sorgt das Ansteigen der Meeresspiegel für Beunruhigung. Deswegen will man der Umwelt zuvorkommen und ein Leben auf dem Wasser testen. Architekten denken das Wohnen von Grund auf neu und haben ein Modell für schwimmende Städte entwickelt, das zum Vorbild für zahlreiche Küstenorte auf der ganzen Welt werden könnte. Im großen Maßstab könnte es sogar eine Lösung für Inseln bieten, die bereits heute durch den Anstieg des Wasserspiegels bedroht sind, wie zum Beispiel die Malediven.


  1. “Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. […] Durch die Degeneration kommt es zur zunehmenden Muskelschwäche (Lähmung, Parese), die mit Muskelschwund (Amyotrophie) – durch Schädigung des zweiten Motoneurons – und mit einem erhöhten Muskeltonus (Spastik) – durch Schädigung des ersten Motoneurons – einhergeht. Durch die Lähmungen der Muskulatur kommt es unter anderem zu Gang-, Sprech- und Schluckstörungen, eingeschränkter Koordination und Schwäche der Arm- und Handmuskulatur und dadurch zu einer zunehmenden Einschränkung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens. Die Amyotrophe Lateralsklerose ist nicht heilbar.” Danke, Wikipedia↩︎

  2. “Die Food and Drug Administration (FDA) ist die behördliche Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde der Vereinigten Staaten und als solche dem Gesundheitsministerium unterstellt. […] Ihre Aufgabe ist der Schutz der öffentlichen Gesundheit in den USA. Die FDA kontrolliert die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln der Human- und Tiermedizin, biologischen Produkten, Medizinprodukten, Lebensmitteln und strahlenemittierenden Geräten.”. Danke, Wikipedia↩︎

💬 Reply by email     ⭐️ Also on micro.blog
Carlo Zottmann @czottmann