Neues aus der Zukunft #13

Na, das hat ja gut geklappt mit dem “Ich bin Mitte Januar wieder da”—der Jänner ist nahezu vorbei, wir sind alle in 2014 angekommen. Ein Jahr näher an der Zukunft, OMG! :P

Mein Jahr begann gut: wie in der letzten Ausgabe angekündigt, habe ich in den letzten paar Wochen zusammen mit meinem guten Freund, Entwickler, Berater, intergalaktischem Weltraumhelden und DJ Hendrik die Technik hinter NadZ komplett neugeschrieben. Und hui, die Zukunft sieht jetzt noch toller aus! Das neue System erlaubt es mir nicht nur, Newsletter wie bisher zu verschicken, nein, jede Ausgabe erscheint zeitgleich auch im Web. Wie zum Beispiel diese hier, die Ihr gerade lest. (Und ja, es gibt auch einen RSS-Feed.)

Aber keine Panik, liebe Leser, für Euch ändert sich erstmal gar nichts. Wenn Ihr die neuen Ausgabe weiterhin per Email erhalten wollt, bleibt alles beim Alten. Am Donnerstagmorgen machts weiterhin “pling”, und DIE TOLLE ZUKUNFT schwappt aus der Inbox. Aber etwas feiner sieht der Newsletter jetzt schon aus.

Wenn Ihr dagegen die neue Ausgabe lieber im Browser lesen wollt, so geht das jetzt noch komfortabler als vorher. Die neue Website sieht nur auf den ersten Blick aus wie die alte (ich habe auf der Frontpage die Aufteilung grob beibehalten), aber spätestens beim Blick ins Archiv dürfte klar sein, dass ich ein wenig an der Site gearbeitet habe. :) Ein komplett neuer Look fürs Archiv und die Artikel, mit aufgeräumter Typographie, schöner Darstellung von Fußnoten, einer Kleinfamilie mit Hund in einer fliegenden Untertasse und klareren Optionen fürs Weiterempfehlen. (Ab jetzt können nicht nur komplette Ausgaben geteilt werden, sondern auch gezielt einzelne Meldungen—auf Twitter, Facebook, Google+ und per Mail.) Und die Site ist jetzt auch gut lesbar auf kleineren Screens, d.h. sowohl auf dem Laptop als auch auf dem Smartphone, es bleibt schick.

So, das war zum technischen Kurzabriss. Und wir sind noch lange nicht fertig—in den nächsten Monaten wird da noch Einiges passieren. :)

Und es gibt noch eine Änderung. Wie ich in den letzten Ausgaben schon erwähnt habe, entpuppte mein selbst gestellter Wochenrhythmus doch als etwas zu ambitioniert. Aus diesem Grund erscheint Neues aus der Zukunft ab jetzt alle 14 Tage. Das gibt mir mehr Zeit für die einzelnen Ausgaben, was sowohl meinem Nervenkostüm als auch der Qualität gut tun dürfte.

So, das war mal ein langes Editorial! Wenn Ihr Fragen, Meinungen oder Kritik zu den Änderungen oder der aktuellen Ausgabe haben solltet, schreibt mir eine Mail! Ich mag Feedback—daran ändert sich auch dieses Jahr nichts. :)

Geniesst den Rest des Januars. Bis in zwei Wochen,

—Carlo.


…—58—59—60 … 20?

Kurz vor Weihnachten ging eine Studie der Harvard Medical School, USA, und der Universität von New South Wales, Australien, durch die Fachpresse. Es wurde eine Ursache für das Altern in Säugetieren gefunden, die potentiell rückgängig gemacht werden kann.

In ihren Untersuchungen an Mäusen stellten die Forscher fest, dass mit zunehmendem Alter die Kommunikation innerhalb ihrer Zellen nachliess. Je mehr sie nachliess, desto schneller alterten die Tiere. Sie verabreichten den Mäusen daraufhin ein Molekül, das im menschlichen Körper natürlich produziert wird, und das Kommunikationsnetzwerk in älteren Nagern wurde wiederhergestellt.

Das Team um David Sinclair, Professor für Genetik an der Harvard Medical School, entdeckte einen komplexen Ablauf in Zellen, der mit einer Chemikalie namens NAD beginnt und mit einem Molekül endet, das die Aktivitäten zwischen dem Zell- und dem mitochondrialen Genom koordiniert. So lange der Informationsfluss zwischen den Genomen reibungslos funktioniert, bleiben die Zellen und ihre Abwehrmechanismen gesund. Mit fortschreitendem Alter des Organismus nimmt auch der NAD-Level ab, und in Folge verschlechtert sich diese Kommunikation. Wenn sie zu sehr ins Stocken gerät, nimmt die Produktion der Mitochondrien ab (die Energieerzeuger der Zellen), und die Anzeichen von Alterung mehren sich.

Warum der NAD-Level nach und nach schwindet, ist noch unklar. Was passiert, wenn man älteren Mäusen einen körpereigenen Stoff 1 zuführt, den ihre Zellen in NAD umwandeln, ist jetzt dagegen bekannt: nach ca. 1 Woche Behandlung, in denen 2-jährige Mäuse diesen Stoff verabreicht bekamen, war ihr Muskelgewebe wieder auf einem Stand wie bei 6 Monate alten Mäusen. Auf Menschen übertragen wären das 60-Jährige mit der Muskelkraft von 20-Jährigen. 2

Dr. Nigel Turner, einer der Co-Autoren der Studie, sagte dem Guardian in einem Interview, dass eine “magische Tablette”, die das Alter zurückdreht, noch einige Jahre auf sich warten lassen wird, schon allein wegen der Kosten—derzeit würde eine Tagesdosis des besagten Stoffes für einen Menschen um die $50.000 kosten.

“Die Leute denken, dass es bei der sog. Anti-Aging-Forschung darum geht, Menschen 200 Jahre alt werden zu lassen, aber das Ziel ist eigentlich, ihnen dabei zu helfen, bis ins hohe Alter hinein fitter und gesünder zu leben”, sagte Turner. Der Fokus dieses Forschungsprojekts lag auf Muskeln, aber könnte seiner Aussage nach möglicherweise bei verschiedenen anderen Organen zur Anwendung kommen, und helfen, viele Krankheiten wie Krebs, Demenz und Typ-2-Diabetes zu verzögern oder zu verhindern.

Die Wissenschaftler denken, noch dieses Jahr mit klinischen Tests beginnen zu können.

Links zum Thema:


Blutzuckermessung durch Kontaktlinsen

Vor knapp zwei Wochen machte Google Furore, als sie verkündeten, an der Entwicklung einer elektronischen Kontaktlinse für Diabetiker zu arbeiten. Der Winzling ist nicht größer als eine herkömmliche Linse und besteht aus einem winzigen Chip und einem miniaturisierten Glucose-Sensor, die zwischen zwei Schichten weichem Kontaktlinsenmaterial eingebettet sind. Damit kann die Linse den Blutzuckerspiegel in der Tränenflüssigkeit ihres Trägers messen.

Diabetes wird durch Insulin-Mangel hervorgerufen; 5% der Bevölkerung in den sog. entwickelten Staaten leidet daran. Die Krankheit kann Erblindung, Nierenversagen oder auch notwendige Amputationen nach sich ziehen, wenn sie nicht ausreichend behandelt wird.

Laut eigenen Angaben testet Google derzeit Prototypen der Kontaktlinsen, die einmal pro Sekunde die Glucose-Werte auslesen; eine Schnittstelle zum kabellosen Auslesen der Daten sind geplant; des Weiteren untersuchen sie, ob man nicht auch kleine LEDs einbetten könnte, die dem Träger als “Frühwarnsystem” dienen könnten, sollten bestimmte Schwellenwerte über- oder unterschritten werden.

Google sucht jetzt nach Partnern, um die Linsen marktreif zu machen (und um medizinische Tests und Zulassungen dafür zu bekommen).

Eine schöne Entwicklung, die aber nicht ohne Kritiker ist. Der Journalist Om Malik, selbst Diabetiker, warf die Frage auf, wem am Ende die Technologie zur Verfügung stehen würde, zumal sie nicht ganz günstig sein dürfte. Seiner Meinung nach wäre eine massentauglichere, billigere, simplere Variante—auch für den Einsatz in weniger entwickelten Orten der Erde—ein sinnvolleres Unterfangen. Und nicht zuletzt rieten ohnehin viele Ärzte Patienten mit Diabetes davon ab, Kontaktlinsen zu tragen, da die Krankheit die Empfindlichkeit der Augen erhöhen kann und Linsen zu schweren Reizungen mit Entzündungen etc. führen können.

Tolle Technologie, schwieriges Thema. Aber ich als Freund der sog. Quantified Self-Bewegung 3 sehe derartige Entwicklungen als demokratisierend an. Je mehr Daten man selbst sammeln kann, desto besser kann man Ursache/Wirkung beobachten und sich möglicherweise auch ohne Mediziner weiterhelfen. In einer Zeit, in der die meisten Blutzuckermessgerät immer noch keinen Export der gesammelten Daten durch den Patienten zulassen (!), wirkt allein schon Google’s implizierte Ankündigung einer offenen Schnittstelle revolutionär. Bin gespannt, in welche Richtung sich diese Entwicklung bewegt.

Links zum Thema:


Batterien aus Zucker

Forscher an der Virginia Tech Universität, USA, haben ihr Konzept für Batterien aus Zucker vorgestellt, die eine zehnmal so hohe Energiedichte wie herkömmliche Batterien haben. Kein Scherz.

Die ganz kurze Zusammenfassung: die Wissenschaftler haben eine Technik entwickelt, bei der unter Zuhilfenahme von synthetischen Enzymen den Glukose-Molekülen nach und nach die Energie entlockt wird; der Hauptabfallstoff dieses Prozesses ist Wasser. (Für eine wesentlich detailliertere Erklärung kann ich den Artikel der Kollegen bei ScienceBlogs empfehlen—Link weiter unten.)

“Zucker ist der perfekte Energiespeicher der Natur”, sagt Y.H. Percival Zhang, Professor für biologische System-Konstruktion 4 am Virginia Tech. “Daher ist es nur logisch zu versuchen, diese natürlichen Fähigkeiten für die umweltfreundliche Produktion von Batterien zu verwenden.” Seiner Einschätzung nach könnten die neuen Speicher in weniger als drei Jahren marktreif sein, und dann in Mobiltelefonen, Schrittmachern, Laptops etc. etc. verbaut werden.

Zhang hatte durch seine Arbeit mit seinen künstlichen Enzymen schon öfter von sich reden gemacht; u.A. im letzten Jahr mit der Erzeugung essbarer Stärke aus Zellulose, die aus nicht-essbaren Pflanzen gewonnen wurde.

Weltweit werden jährlich Milliarden von giftigen Batterien und Akkus weggeworfen, was ziemlich furchtbar für die Umwelt ist. Akkus, die länger halten als existierende Modelle, und die man austrinken kann, wenn sie leer sind, oder mit handelsüblichem Zucker wieder aufladen, würden helfen. :)

Mehr zum Thema:


Zu guter Letzt…

Seit der letzten Ausgabe Neues aus der Zukunft fanden laut Spaceflight Now insgesamt 8 Starts in den Erdorbit statt. Das nur mal so.

Forscher entwickeln künstliches Knochenmark“Künstliches Knochenmark kann dazu dienen, blutbildende Stammzellen zu vermehren. Einen Prototypen haben Wissenschaftler des KIT sowie des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme Stuttgart und der Universität Tübingen nun entwickelt. Die poröse Struktur bildet die grundlegenden Eigenschaften des natürlichen Knochenmarks nach und weist den Weg zur Vermehrung von Stammzellen im Labor.”

Der Zwischenstand der 3D-Druck-Revolution — Die Kollegen von VICE Motherboard waren im Januar auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas, und sinnieren nach einem langen Rundgang über den Stand des 3D-Drucks im Jahre 2014: “Ich glaube die Botschaft ist, dass sich der 3D-Druck sehr gut entwickelt hat und dass es bereits jetzt eine große Auswahl an Geräten gibt, die mit unterschiedlichsten Plastikarten arbeiten können. Aber MakerBots High-End-Modelle verdeutlichen ein Problem, das noch nicht gelöst ist: Wann werden 3D-Drucker 5 so nützlich werden, dass die Menschen nicht mehr ‘Nein’ zu ihnen sagen können?” Ein interessanter Überblick mit vielen Fotos.

Die neuen Augen des 21. Jahrhunderts: Die Unvermeidbarkeit des Cyborgs — Journalist & Autor Mario Sixtus leidet an einer milden Form von Gesichtsblindheit, und überlegt, wie Google Glass ihm im täglichen Leben helfen könnte. Er sieht Glass & Co. als erste Schritte in Richtung Verschmelzung von Mensch und Maschine, stellt die (für mich nicht wirklich steile) These auf, dass wenn es technisch machbar ist, es auch kommen wird, und regt eine rechtzeitige Auseinandersetzung der Gesellschaft mit dem Thema an. “Die rasante Entwicklung von Technologien erweitert das Sehen. Nicht vorhandene Sehkraft kann in Teilen wiederkehren. Beim Sehen gewonnene Informationen können blitzschnell verarbeitet werden. Diese neuen Möglichkeiten erfordern eine Debatte im Dreieck Mensch, Technologie und Gesellschaft.” Lesenswert.


Errata

Eine der Headlines in der “Zu guter Letzt…”-Sektion in Ausgabe #12 lautete “Studentin ver-40.000-facht zufällig elektrische Leitfähigkeit eines Kristalls”. Die Größenangabe war falsch: wie im Kurzartikel richtig vermerkt wurde die elektrische Leitfähigkeit um 40.000 Prozent erhöht, nicht um das 40.000-fache. (Derartige Fehler passieren, wenn man am Tag der Veröffentlichung um 0:30 Uhr noch versucht, Korrektur zu lesen.) Sorry!

Im Artikel auf der Website wurde dieser Faux Pas behoben, aber in den versendeten Newslettern war das aus verständlichen Gründen unmöglich.


  1. Der Stoff wurde nicht näher spezifiziert, also bleiben Selbstversuche wohl aus. Sorry! ↩︎

  2. … denen im Bus dann vermutlich keiner mehr blöd käme. ↩︎

  3. Quantified Self kurz zusammengefasst: möglichst viele (medizinische) Daten zur eigenen Person sammeln und auswerten, denn nur mit genug Informationen kann man fundierte Entscheidungen treffen. Laut deutscher Website ist QS eine “Gemeinschaft von Anwendern und Anbietern von Lösungen zur Erfassung und Auswertung von Daten über die eigene Gesundheit, das Verhalten oder die Umwelt. Ähnlich einem Spiegel liefern Daten über uns selbst eine Möglichkeit, uns zu reflektieren und zu erkennen, was bessere, informiertere Entscheidungen erlaubt. Die dabei eingesetzten Verfahren umfassen Selbst-Experimente, Verhaltens-Beochachtung, Lifelogging, die Erfassung biometrischer Informationen, Psychologische Tests, Dienste zur medizinischen Selbstdiagnose, Genomsequenzierung und vieles mehr.” ↩︎

  4. Bei der Übersetzung seines Jobtitels bin ich etwas ins Straucheln gekommen—wie übersetzt man biological systems engineering↩︎

  5. für den Heimgebrauch ↩︎

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Carlo Zottmann @czottmann