Neues aus der Zukunft #10

Donnerstagmorgen sind dafür da, um sich auf den Start von SpaceX’ neuer Falcon 9-Rakete kurz vor Mitternacht zu freuen. Der Countdown am Dienstag wurde abgebrochen, aber heute nacht um 23:38 Uhr geht bestimmt alles glatt.

Ausgabe #10! Erinnern wir uns zurück: damals, als ich Neues aus der Zukunft begonnen habe, war die Welt noch eine andere. Das Leben war einfacher, die Zeiten weniger hektisch, das Wetter weniger kalt. Aber es gab weniger Glühwein damals, und weniger Bratwürste! Das allein kann man als Anhaltspunkt dafür werten, dass sich das Dasein der Deutschen verbessert hat. Und das innerhalb von nur 10 Wochen!

Gern geschehen.

Diese Woche sieht eine erfreuliche Entwicklung: ich darf unseren ersten Gastoptimisten begrüßen! Mein treuer NadZ-Leser Oliver Wunderlich hat sich angeboten, mir ein wenig unter die Arme zu greifen, und wird zu den nächsten Ausgaben einige aufmunternde gesellschaftliche Meldungen beisteuern. Den Anfang macht er diese Woche mit einem Artikel über die erfreulichen Trends bei Verkehrsunfällen. Danke dafür, Oliver!

Bis nächste Woche,

Carlo.


Strom aus ungenutzter Energie

Studenten an der Duke University in North Carolina, USA, haben eine Technologie entwickelt, mit der Energie aus Mikrowellensignalen zurückgewonnen werden kann. Sie setzen dabei auf Metamaterialien (künstlich hergestellten Strukturen mit interessanten physikalischen Fähigkeiten, die so in der Natur nicht vorkommen). Je nachdem, wie das Gerät eingestellt ist, wandelt es z.B. WLAN- oder Satelliten-Signale, Vibrationen oder auch Schallwellen in verwertbare Energie um. Wie eine Antenne, die “aus der Luft” Strom empfängt!

Die Möglichkeiten, die dieses Konzept eröffnet, sind faszinierend. Die Studenten stellen sich z.B. einen Metamaterialen-Anstrich für Zimmerwände vor, der Wifi-Signale “einfängt”, die sonst ungenutzt verloren gehen würden, um sie in Strom zu verwandeln. Mit einigen Modifikationen wäre auch ein Einsatz in Mobiltelefonen denkbar, um mit Hilfe der normalen Funkmastenstrahlung den Akku zu laden. Ich persönlich denke da auch an Geräte, die die Vibration im Auto nutzen, um dann Teile der Bordelektronik zu versorgen. Oder auch an Kopfhörer mit aktiver Lärmreduzierung, die keine AAA-Batterien mehr benötigen, sondern direkt von den Umgebungsgeräuschen “angetrieben” werden.

Wenn man es sich genau überlegt, ist das auch eine Art von grüner Energie: es wird Abfall verwendet, also normalerweise verschwendete Energie (mechanische, akustische, elektromagnetische…), um vor Ort Strom zu erzeugen. Super!

Ganz ehrlich, wäre ich ein großer zentraler Energieerzeuger, ich würde langsam panisch werden. Aber das bin ich nicht, und so finde ich diese Entwicklung ganz famos. :)

(Und der erste Preis für die dämlichste Überschrift geht an mich. Gewonnen!)

Links zum Thema:


Der Menschen Fortschritt, in Diagrammen

“Die Menschheit ist doch nicht so verloren, wie wir dachten”. Das sagt das VICE Magazin, und um diese Aussage zu unterstreichen, haben sie einige Diagramme und Fakten auf der neuen HumanProgress-Website zusammengesucht. Anhand von sieben Beispielen—globale Armut, das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, Bildung weltweit etc.—demonstrieren sie, wie man HumanProgress’ clever aufbereitete Statistiken, Zahlen und Diagramme nutzen kann, um manch eine Biertisch-Diskussion mit ein paar positiven Fakten abzukürzen. Amerikanische Forscher haben nämlich herausgefunden, dass früher mitnichten alles besser war!

Auf der HP-Site kann man sich etwas verlieren (wenn man des Englischen mächtig ist). Aber das meine ich nicht negativ! Erstens, weil ich als Geek Zahlen und Fakten dem wagen Bauchgefühl vorziehe, und zweitens, weil viele der präsentierten Informationen ein mutmachendes Bild zeichnen. Die Menschheit ist nicht perfekt, und der Weg vor uns ist weiterhin holprig, aber wir sind—salopp formuliert—auch nicht komplett am Arsch. Hurra! ;)

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Gesellschaft: Verkehrsunfalltrends

Uns allen geht’s doch so: Autofahren macht immer weniger Spass.

Hauptgrund ist möglicherweise, das es jedes Jahr teurer wird, sich ein Auto zu leisten. Aber auch die Verkehrsdichte nimmt immer weiter zu, ein Abwärtstrend lässt sich nirgendwo ausmachen. So waren z.B. 1970 in der BRD laut Statistischem Bundesamt 20,8 Mio Fahrzeuge zugelassen; in der DDR waren es weniger als 6 Mio, rund die Hälfte davon waren PKW—insgesamt also ~26,5 Mio. Gut vierzig Jahre später, im Jahr 2012, waren es 60,8 Millionen Fahrzeuge… also pro Bundesbürger ca. ein Dreiviertelautomobil!

Erfreulich ist aber etwas ganz Anderes: bis 1970 nahm mit den Zulassungen auch die Anzahl der Verkehrstoten jährlich zu, diese traurige Statistik erreichte ihren Höhepunkt bei über 19.000 Toten in einem Jahr. 2012 aber waren es “nur” noch 3600 Opfer. Und dank moderner Fahrzeugtechnik und besserer Straßenführung ist das ist ein anhaltender Abwärtstrend! (Wobei die Technik allerdings nicht helfen kann, ist Blödheit: 2012 waren 20% der betroffenen Fahrer nicht angegurtet, 10% von ihnen standen unter Alkoholeinfluss.)

Wenn sich jetzt noch jemand um die dauernden Staus allüberall kümmern könnte, wäre das natürlich noch schöner. Aber andererseits brauchen wir ja bald nicht mehr selbst lenken, wir werden dann von unseren selbstfahrenden Automobilen chauffiert, während wir unsere Sammlung von Bob-Ross-GIFs vervollständigen.

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Zu guter Letzt…

Watson kann man mieten (englisch) — Fünf Wochen ist es her, da schrieb ich über Dr. Watson, IBMs Supercomputer, der jetzt als Mitstreiter im Kampf gegen Krebs rekrutiert wurde ( NadZ #5). Vor zwei Wochen verkündete IBM, dass sie Watson für Entwickler und Firmen öffnen, damit diese Watsons virtuelle Intelligenz für ihre eigenen Projekte nutzen können. Vor zehn Jahren noch waren die Kosten für solche Systeme exorbitant, und heute kann man sie einfach bei Bedarf für wenig Geld mieten. Du brauchst kurzfristig für 1 Stunde die Rechenpower von 10.000 PC? Das geht z.B. bei Amazon ohne Voranmeldung und kostet Dich dann ~€70. Kein Witz. Es ist toll.

Ein Roboter, der Leben retten kann (englisch, Video, 3:21 min) — Im NIH Chemical Genomics Center in Rockville, Md., USA, wird untersucht, was passiert, wenn bestimmte kranke Proteine, Gene oder Zellen mit diversen Medikamenten und Chemikalien zusammenkommen. Soweit, so normal—Patient hat schlimme Krankheit X, gibt es Mittel, die die Krankheit beeinflussen? Der Unterschied: Im NIH-Labor machen die Arbeit Roboter, ähnlich denen, die im Automobilbau zum Einsatz kommen. Jedes Protein/Gen/Zelle wird mit 450.000 Substanzen getestet, pro Woche werden dort so 3 Millionen dieser Tests durchgeführt. Ein menschlicher Laborant bräuchte dafür ca. 12 Jahre, ohne Urlaub und Wochenenden. Beeindruckend!

Googles beachtlicher Einsatz für weltweiten Netzzugang — Die Kollegen von netzwertig.com zollen Google Respekt für seine Bemühungen, Entwicklungsländer und abgelegene Gebiete der Erde ins Internet zu bringen. “Die Motive mögen eigennützig sein – der Webkonzern verbessert damit das Leben vieler Menschen.” Stimmt! Lesenswert.

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Carlo Zottmann @czottmann