Neues aus der Zukunft #9

Donnerstagmorgen sind dafür da, um sich zu fragen, wo genau die amerikanische Marssonde jetzt wohl gerade ist. Vermutlich steht sie gerade direkt zwischen Sonne und Erde, was den fehlenden Sonnenschein erklären würde. Die Amis, ey! 1 ;)

Die letzte Woche war voll, voll, voll: zuviel Arbeit, nicht genug Zeit. Dann schlafe ich halt weniger, und schreibe etwas weniger als sonst. Und so gibt es heute lediglich zwei Meldungen, die mich aber sehr aufbauen. Wir haben “big data” (Buzzword!!1) und Cyborgs—was will man mehr. ;)

Ich habe mich über die netten Lesermails gefreut, die ich in den letzten Wochen bekommen habe. Einige kamen von Unis, und eine kam sogar aus der onkologischen Abteilung eines Krankenhauses! Danke dafür, das zeigt mir, dass ich hier nicht nur für den Wind schreibe. Ich mag Feedback, egal ob Lob oder Kritik oder Sponsoring-Anfragen von Multimilliardären und NewSpace-Pionieren.

Bis nächste Woche,

—Carlo.


CanSAR vs. Cancer

Krebs gehts an den Kragen, dank des großen aktuellen Projekts des Institute of Cancer Research and Cancer Research UK. Es heisst canSAR—was ausgesprochen so klingt wie “cancer”, dem englischen Wort für “Krebs”—und ist eine kostenlose, öffentliche, auf Krebs fokussierte Wissensdatenbank. Sie “bringt biologische, chemische, pharmakologische und krankheitsbezogene Daten zusammen, verbindet sie, und macht sie Wissenschaftlern aller Disziplinen der Krebsforschung zugänglich” (Zitat Website).

CanSAR enthält Milliarden von experimentellen Ergebnissen und Datenpunkten aus der ganzen Welt; es nutzt hochentwickeltes maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um versteckte Pfade zwischen den Daten zu finden, mögliche Therapierisiken frühzeitig zu erkennen und Vorschläge zur Behandlung zu machen, die im Labor getestet werden können. Es macht aus Unmengen roher Daten hilfreiche Informationen.

Und es gibt Wissenschaftlern die Möglichkeit, diese Informationen einfach wie nie zu durchsuchen—gewonnen aus den Daten unzähliger Patienten und vielen Labors weltweit. Sie haben dabei Zugriff auf mehr gut aufbereitete Informationen als jemals zuvor, sie können eventuelle Übereinstimmungen mit ihren eigenen Fällen finden, und damit von dem in CanSAR angesammelten Wissen profitieren.

Die CanSAR-Datenbank ist kostenlos für Forscher und Mediziner auf der ganzen Welt verfügbar. Sie mag nicht flashy sein, sie mag nicht in den Nachrichten auftauchen, aber sie wird einer Menge Menschen helfen. Stille Helden etc.—ich finds toll.

Links zum Thema:


Schau mir in die Kameras, Kleines

Die Firma Second Sight Medical Products, Inc. hat eine Netzhautprothese entwickelt, die Menschen zugute kommt, die an der Erbkrankheit Retinitis Pigmentosa leiden, die in den meisten Fällen zu Blindheit führt. Das Argus® II Netzhautprothesen System besteht aus einer externen Kamera (ähnlich Google Glass) mit einem Bildverarbeitungsmodul, das Daten drahtlos an einen winzigen Elektrodenträger sendet, der in die Retina des Patienten implantiert wird. Der Träger stimuliert den Sehnerv, der dann eine Art Bild an das Hirn des Patienten sendet.

Das System ist nicht “plug and play”, es ist eine Lernphase nötig, denn die Seheindrücke, die das Argus II produziert, sind anders als die natürlichen. Und die Sicht kann (noch) nicht vollständig hergestellt werden—die “Auflösung”, die die 60 Elektroden produzieren, ist zu gering (ein Pixel pro Elektrode). Es reicht, um mit Training Gebäude oder die Umrisse von Türen, Menschen oder Tieren zu erkennen. Das Bildverarbeitungssystem wird allerdings von Second Sight ständig weiterentwickelt, d.h. die Qualität der Informationen, die an den Sehnerv übermittelt werden, kann zu einem bestimmten Grad verbessert werden. Und auch an den Implantaten selbst wird gearbeitet: während das Vorgängermodell Argus I nur 16 Pixel hatte, bringt es der Nachfolger Argus III (in Entwicklung) schon auf 240 Elektroden/Pixeln.

Argus II erhielt vor Kurzem die klinische Zulassung in den USA—nur 2 Jahre später als in Europa. Die ersten Patienten in Deutschland bekamen das System im letzten Jahr implantiert.

Die Hoffnung von Second Sight und allen anderen Spielern in diesem Feld ist es, den ca. 25 mio Menschen weltweit, die ihre Sehfähigkeiten aufgrund von Erkrankungen wie makularer Degeneration oder Retinitis Pigmentosa verloren haben, helfen zu können.

Links zum Thema:


Zu guter Letzt…

Alles Gute zum 15. Geburtstag, ISS! (englisch) — Das erste Modul der internationalen Raumstation ISS, Zarya, wurde am 20.11.1998 ins All befördert. Seit 13 Jahren ist die ISS ständig bewohnt. 15 Jahre! Cool. Damit hat sie jetzt das Alter, dass die Mir hatte, als sie ausgemustert in der Erdatmosphäre verglühte. Die Menschheit kann also doch noch Sachen bauen, die überdauern… Mehr dazu gibts auf Wikipedia und bei Universe Today (englisch).

Deckenlicht statt WLAN — Licht statt Kabel oder Funk: Forscher arbeiten an einer neuen Technik, die das Licht von LEDs zur Datenübertragung nutzt. Schon eine simple Deckenlampe soll in Zukunft reichen, um mit Hochgeschwindigkeit durchs Internet zu surfen. Abhörsicherer als ein WLAN, weil Licht selten Wände durchdringt—und wenn doch, sollte man ohnehin erstmal einen Umzug erwägen.

Bob Ross — Egal, wie es mir geht, egal, was in der Welt passiert: wenn ich Bob Ross bei seiner Arbeit zuschaue, fühle ich mich besser. Bob, seine Ölfarben, seine kitschigen Bilder, seine verdammte Obsession mit Bäumen im Vordergrund—ich weiss nicht, wie er es immer noch schafft, aber spätestens beim Abspann glaube ich wieder an die Menschheit. “Take care my friend, and God bless.” :)


  1. Gute Reise, MAVEN! ↩︎

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Carlo Zottmann @czottmann