Neues aus der Zukunft #4

Freitagmorgen sind dafür da, um im Büro zu sitzen, so zu tun als würde man arbeiten, und sich insgeheim auf die Zukunft und ihre tollen Newsletter zu freuen. (Und das Wochenende.) FAKT!

Ich habe diesmal so weit wie möglich die Links aus den Artikeln herausgenommen und an deren Ende gestellt—sie bremsen den Lesefluss doch ungemein, sind aber trotzdem relevant, also mussten sie ein wenig umziehen.

Ich hoffe, Dir gefällt auch diese aktuelle Ausgabe über Kernfusion, Crowdfunding in der Forschung, Metall-3D-Druck und krebsbekämpfenden Nanopartikeln. Wenn ja, schreib mir eine Mail! Wenn nein, schreib mir eine Mail! Ich mag Feedback.

Bis nächste Woche,

—Carlo.


Fortschritt auf dem Feld der Kernfusion

In der National Ignition Facility in Livermore, Kalifornien, wurde ein großer Schritt auf dem Weg zur stabilen Kernfusion getan. Erstmals in der Geschichte dieser (noch nicht praxisreifen) Art der Energieerzeugung ist es gelungen, mehr Energie zu erzeugen, als der Prozess verbrauchte. Das ist durchaus bedeutsam, obschon noch keine Zündung erreicht wurde. (Die Zündung ist der Punkt, an dem die Reaktion so stabil ist, dass keine weitere Energie von aussen mehr notwendig ist, um den Prozess am Laufen zu halten.)

Ich finde diese Nachricht insofern sehr cool, da sie sich mit einem meiner Lieblingsthemen überschneidet, der Raumfahrt: es gibt weltweit einige Forschungsprojekte, deren Ziel es ist, Fusionstriebwerke für Raumschiffe zu entwickeln. Auf zum Mars, Freunde!

Links zum Thema:


Innovation in Bürgerhand

Früher war “Forschung” für mich immer etwas, das irgendwie sehr weit weg war. “Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass…”—die Älteren erinnern sich sicher noch an “Abenteuer Forschung” im ZDF. (An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an Dr. Joachim Bublath für all die Inspiration über die Jahre hinweg.) Die Gelder für wissenschaftliche Projekte wurden meistens von staatlichen Stellen zur Verfügung gestellt, manchmal von privaten Stiftungen, oft von der Industrie.

Heute geschieht die meiste Forschung zwar immer noch nicht in meiner direkten Nähe, aber immer öfter gehen Wissenschaftler neue Wege in der Finanzierung, und versuchen dabei, mich als Normalbürger an Bord zu holen. Es findet eine Demokratisierung statt: über Plattformen wie indiegogo, Sciencestarter, Kickstarter oder microryza wenden sich die Verantwortlichen direkt an interessierte Bürger auf der ganzen Welt. Sie präsentieren ihre Projekte und bitten die Welt um mehr oder weniger kleine Beträge; das Funding-Ziel ist klar definiert, und nur wenn sie in der Vorstellungsphase genug Menschen/Geldgeber für ihr Ding begeistern konnten, wird das Projekt finanziert—es gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip.

Ich finde es super, denn ich kann endlich die Projekte fördern, die mir am Herzen liegen, wie z.B. diese:

Ich kann Wissenschaft unterstützen, die in meinem Sinne ist, und muss nicht zwangsläufig darauf hoffen, dass Regierungen oder die Industrie ein Feld als vielversprechend genug betrachten, um Forschung darin zu fördern—großartig. Mitmachen! Interessante und lohnende Projekte gibt es genug.

Links zum Thema:


Metalle im 3D-Druck

Die europäische Weltraumagentur ESA und die EU entwickeln zusammen mit Partner in Industrie und Hochschulen die ersten 3D-Drucker, die im industriellen Maßstab komplexe metallische Strukturen herstellen können. Bisher wurden im 3D-Druck primär Objekte aus Kunststoffen gefertigt, die ESA präsentierte jetzt in London Druckverfahren für metallische Strukturen, die Temperaturen bis 1000°C widerstehen können. Die Pressemitteilung erklärt die Bedeutsamkeit ganz gut:

Durch drei dimensionales Drucken, bisher auch unter dem Begriff “additive Fertigung” bekannt, können komplexe Strukturen entworfen werden, die nicht mit herkömmlichen Gieß- und Bearbeitungsmethoden zu bewerkstelligen sind. Es entstehen kaum oder gar keine Abfälle, und durch die Reduzierung der einzelnen Arbeitsschritte der Fertigungs kette bieten sich ganz erhebliche Einsparmöglichkeiten.

Die Technologie “3D-Druck” wird Industrie und Alltag in den nächsten Jahren noch gewaltig beeinflussen, und das Drucken von Metall ist ohne Frage ein Meilenstein auf diesem Weg. Das sieht auch die US-IT-Forschungsfirma Gartner so: in ihren Vorhersagen für die nächsten 7 Jahre taucht 3D-Druck mehrfach als eine der disruptivsten Technologien auf. (Fremdwort!)

Siehe dazu auch “Ich druck’ mir eine Raumstation” in NadZ #1—die ESA hat auch den Einsatz von Druckern im Weltraum fest im Blick.

Links zum Thema:


Mit Nanopartikeln gegen den Darmkrebs

An der Cornell University in New York wurde ein minimalinvasives Verfahren gegen Darmkrebs entwickelt, bei dem Gold- und Eisenoxid-Nanopartikel miteinander verbunden und an Antikörper angedockt wurden. Im Körper angelangt gehen die Antikörper auf die Krebszellen los; an der richtigen Position angelangt werden die Nanopartikel mit infrarotem Licht beschossen und dadurch auf ca. 50°C erwärmt, was die Krebszellen abtötet. Die Goldpartikel arbeiten als Hitzeleiter und ihre Eisenoxid-Kollegen erlauben es, mittels MRT und CT die Position der Antikörper bestimmen zu können. Tumore werden damit zwar nicht komplett abgetötet, aber zumindest substantiell eingedämmt.

Die Wissenschaftler weisen explizit darauf hin, dass diese Methode keine Science Fiction, sondern “medizinische Realität” ist. Mir war nicht klar, dass “Nanopartikel an Antikörper anhängen” schon ein Ding ist, das existiert. Verdammt cool!

Links zum Thema:


Zu guter Letzt…

NSA-Skandal und US-Etatkrise: IP-Registries, ICANN, IETF und W3C gegen nationalstaatliche Internet-Fragmentierung — Dank der Veröffentlichungen des Ex-Geheimdienst-Zeitarbeiters Edward Snowden wird nun endlich verstärkt international über die defacto US-Aufsicht des Internets durch die USA diskutiert. Ich bin verhalten optimistisch, was das Thema angeht.

Genetische Änderung verlängert Mäuseleben um 20% — Durch das Unterdrücken eines einzelnen Gens haben Forscher am National Institutes of Health (USA) die Lebensdauer von Labormäusen um 20% steigern können. Ihre Experimente zeigten aber, dass nicht alle Organe der Mäuse im gleichen Maße alterten—z.B. blieben Gedächtnis und Balance länger leistungsfähig als die Knochen. Es gibt wohl doch mehr als eine Stellschraube, an der gedreht werden muss.

Zwei Norweger retten ein kleines Schaf aus dem Meer — Ja, auch sowas gibt mir meinen Glauben an die Menschheit zurück. :)

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Carlo Zottmann @czottmann